Geburtsbericht meiner ersten Tochter im Geburtshaus:
Es war die Nacht vor meinem errechneten Termin und ich wachte auf, weil das Bett nass wurde. Leicht schlaftrunken brauchte ich einige Minuten, um zu verstehen, was hier gerade passiert. Ich hatte mich in der ganzen Schwangerschaft sehr gut vorbereitet und freute mich so sehr über den Startschuss und alles, was in den nächsten Tagen kommen mag. Ich ging still zur Toilette, um die Lage einmal zu checken. Als ich mir über den Blasensprung sicher war, ging ich wieder ins Bett und wollte mich noch etwas ausruhen. Vielleicht sogar schlafen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. In kürzester Zeit hatte ich alle drei Minuten Wehen, die ich auch schnell schlecht alleine aushalten konnte. Also weckte ich meinen Freund, und wir turnten gemeinsam im Wohnzimmer, bis ich an den Punkt kam, an dem ich es kaum noch aushielt.
Ich hatte eine Geburt im Geburtshaus geplant, und so informierten wir Morgens die Hebammen und fuhren kurze Zeit später los. Im Geburtshaus angekommen, wurden die Wellen erträglicher, und in dem Geburtspool tolerierte ich alles sehr gut und fühlte mich super wohl. Nach drei Stunden bemerkte ich einen starken Druck nach unten, und ich freute mich so über das anrollende Finale, bei dem ich endlich aktiv mitwirken konnte. Ich wollte aus der Wanne, und die Hebamme bereitete uns auch darauf vor, dass wir bald unser Kind im Arm halten würden.
Ich drückte nach Gefühl mit, doch gefühlt ging nichts mehr. Der Abstand zwischen den Wellen wurde größer, ich wurde müde und schlief sogar zwischen jeder Welle ein. Ich hatte riesige Angst vor einer Verlegung ins Krankenhaus, und das wussten die Hebammen. Also turnten wir, wärmten meine Füße, massierten meinen Rücken, akupunktierten und wandten Aromatherapie an. Dann, schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen die Wellen wieder regelmäßiger. Der Druck nach unten wurde wieder stärker, und ich war voll motiviert, mein Kind jetzt endlich im Arm zu halten.
Irgendwann kam dieser Moment, in dem ich realisierte: „Hey, du bekommst jetzt dein Kind. Hier. An deinem Traumgeburtsort. Sowas von kraftvoll. Ich bin verdammt nochmal die stärkste Frau der Welt.“ Und dann war es, als würde ein Schalter umgelegt. Nach fast sieben Stunden Austreibungsperiode, viel Turnen und viel Atmen, gebar ich meine knapp 4,5 kg schwere Tochter kraftvoll in meine eigenen Hände. Ich bin bis heute der Meinung, diese Geburt war das Krasseste, was ich in meinem Leben geleistet habe.
Und obwohl ich kurz nach der Geburt aufgrund eines erhöhten Blutverlustes ins Krankenhaus verlegt wurde, würde ich alle Entscheidungen immer wieder so treffen und bin froh meine Geburt so erlebt zu haben wie sie war. Kraftvoll, selbstbestimmt, wunderschön. ❤️
Das Bild ist vom Tag nach der Geburt als wir frisch vom Krankenhaus nach Hause kamen. Mit einem HB von 5 und einem Herzen voller Glück und Stolz. 🫶🏼